Das Kloster Mariaburg Näfels

Gegründet im Jahr 1675, wird das Kloster Mariaburg in Näfels bis 1986 von Kapuzinern bewohnt. Seither leben hier Franziskaner. Die Geschichte ist von von Pater Polykarp Schwitter bereits mustergültig aufgearbeitet worden. Und nach einer Gesamtsanierung in den Jahren 1999 bis 2004 erstrahlt das Kloster wieder in altem, vielleicht sogar nie dagewesenem Glanz.



«Neffels ist ein schöner glarnerischer Flecken», halten 1679 die Zürcher Junker Hans Eberhard und Conrad Escher fest. «Habend da gesehen das Capuziner Closter, welches mehr einer Vestung als einem Closter gleicht.» Tatsächlich nennen die Glarner Katholiken das Kloster schon früh «Castrum Mariae», also Mariaburg. Und als ob dem nicht genug wäre, geht kurz nach der Gründung auch noch das Gerücht um, das katholische Zeughaus werde ins Kloster verlegt. Der reformierte Molliser Pfarrer bekommt es mit der Angst zu tun, befestigt sein Pfarrhaus und nennt es «Maria Trutz».

Geistige Stärkung oder doch Gegenreformation?

Bis zum Klosterbau sind seit der Reformation bereits über 150 Jahre vergangen, doch der paritätische Kanton Glarus kommt nicht zur Ruhe. Die reformierte Mehrheit kann nicht vergessen, dass sich die Katholiken im «Tschudihandel» (1556-1564) nicht nur ihre verbrieften Rechte wie einen katholischen Pfarrer in Linthal und im paritätischen Schwanden wiederbeschaffen wollen, sondern unterstützt von den Fünf Orten auch noch einen untauglichen Versuch der Rekatholisierung des ganzen Glarnerlands unternehmen. Soll das Kloster wirklich nur «zum Fortbestand, zur geistigen Stärkung und religiösen Erneuerung der katholischen Minderheit im Kanton Glarus» dienen und nicht doch auch der Gegenreformation? Bei etlichen Reformierten kommen Zweifel auf, doch sie sind, wie wir wissen, unbegründet. Natürlich errichten die Kapuziner ein Bollwerk des Glaubens mit weithin sichtbarer Ausstrahlung, aber der Name reflektiert vor allem den Flurnamen Burgstock. Diesen Baugrund mit Überresten der 1351 geschleiften Burg der Habsburger wählen die Katholiken aus finanziellen Gründen. Praktisch das ganze Bauareal gehört ihnen. Das Geld für den Bau, der «Bauschilling», welchen die Kapuziner beschaffen, ist trotzdem so knapp, dass die meisten Klausur- und Stützmauern erst achtzig Jahre später erbaut werden.

1586 erster Anlauf zur Klostergründung

Die Idee, den katholischen Glauben im Glarnerland durch den Einsatz von Kapuzinern zu stärken, wird erstmals 1586 von Nuntius Giovanni Battista Santorio kurz nach der erfolgreichen Klostergründung in Appenzell (1578) geäussert. Doch seine zaghaften Versuche und die seiner Nachfolger enden 1598 erfolglos. Danach dauert es Jahrzehnte, bis die Fürstbischöfe von Chur ab 1661 die Gründung eines Kapuzinerhospizes in Weesen planen, um den alten Glauben im politisch und wirtschaftlich umkämpften Gaster zu stärken, aber auch im Glarnerland, welches jedoch zum Bistum Konstanz gehört. Die Idee stösst überall auf Zustimmung – ausser bei den Glarner Katholiken. Die Untertanen in der Gemeinen Herrschaft würden die Wohltat und die Ehre eines Klosters erhalten, sie aber hätten die Hauptkosten zu tragen, argumentieren sie anfangs 1674. Nicht an einen späteren Umzug des Klosters glaubend, ziehen sie die bisherige Praxis mit gelegentlichen Besuchen der Kapuziner des Klosters Rapperswil (gegründet 1606) vor.

1674 Provisorisches Hospiz im «Alten Letzihaus»

Doch die Idee lässt sich nicht mehr aufhalten. Im Oktober 1674 bewilligt Nuntius Odoardo Cibo den Standort Näfels – unter dem Vorbehalt, «dass diess Werks wegen kein Tumult oder schier Landkrieg erfolge und den Kapuzinern hernach die Schuld und die Unthat mit zugemessen werde». Bereits am 3. November 1674 werden die beiden ersten Patres – Gratian Weber und Rudolf Reding aus dem Kloster Arth – in Näfels von Landeshauptmann Fridolin Freuler, der treibenden Kraft hinter der Klostergründung, empfangen. Wenig später beziehen sie als provisorisches Hospiz das «Alte Letzihaus» des Gardehauptmanns Fridolin Hauser-Reding von Biberegg, das heute noch als «Klosterhaus» oder «Kapuzinerhaus» bezeichnet wird. Am 26. Mai 1675 wird Pater Rudolf Reding zum Superior der sechsköpfigen Klosterfamilie bestimmt.

Nicht überraschend erheben die reformierten Politiker vorerst Einspruch und bringen die Angelegenheit sogar vor die eidgenössische Tagsatzung; Pater Polykarp hat indes plausibel dargelegt, dass bei der reformierten Bevölkerungsmehrheit trotzdem nicht von einer grundsätzlichen, religiös bedingten Intoleranz gegen ein Kapuzinerkloster auszugehen ist. Zu einer nennenswerten Verzögerung kommt es ohnehin nicht, sicherheitshalber wird aber die Baustelle bewacht.

1677 Bezug  des Konventbaus

Der Bau kommt, nicht zuletzt dank freiwilliger Fronarbeit, zügig voran. Am 15. März 1676 wird die Kreuzaufrichtung und die Grundsteinlegung gefeiert, am 15. Juli wird der Dachstuhl der Kirche, am 24. September jener der Sakristei und des Konventbaus aufgerichtet. Ab dem 26. November schlafen die Baubrüder im Kloster, im Frühjahr 1677 ist der Konventbau bezugsbereit, die Klosterkirche wird 1679 vollendet und mit Werken des bekannten Rapperswiler Künstlers Johann Michael Hunger ausgestattet.

Die weitere bauliche Entwicklung der Mariaburg als Hort des Friedens ist im Detail bei Polykarp Schwitter nachzulesen. Die meisten Klausur- und Stützmauern werden erst 1753-56 gebaut. Im 19. Jahrhundert sind immer wieder kleinere und grössere Sanierungsarbeiten notwendig, aufgrund der mangelhaften Bauweise, aber auch wegen der französischen Besetzung und den kriegerischen Auseinandersetzungen 1799 bis 1802. 1860 wird ein Waschhaus errichtet, 1895 ein erstes Klosterschulgebäude. In den Jahren 1868/69 findet die erste Renovation der Klosterkirche statt, die eine dekorative Bemalung erhält, eine tiefgreifendere Kirchenrenovation folgt 1922/23. Erwähnenswert sind auch die Aufstockung des Konventhauses 1932, den Bau zweier Schulgebäude 1954 und 1962 sowie die Erweiterung und Restauration von Kloster und Kirche 1960 bis 1963.

Gesamtsanierung 1999 bis 2004

Nach dem Übergang des Klosters an die Franziskaner im Jahr 1986 ist bald einmal eine Gesamtsanierung nötig, die nach einem Architekturwettbewerb in den Jahren 1999 bis 2004 von Architekt Gerhard Truttmann, damals Präsident des Klosterschulvereins, vorgenommen wird. Die Kosten von 2,5 Millionen Franken können erstaunlich schnell zusammengetragen werden. Nebst anderen macht sich Fridolin Hauser (Fridli Osterhazy) auch in dieser Hinsicht sehr verdient. In diesem Konnex werden auch die Stiftung Mariaburg am 19. November 1994 sowie der Verein «Freundes des Klosters Mariaburg» am 8. Dezember 1998 gegründet. Den krönenden Abschluss der Sanierungsarbeiten bildet ein grossartiges, von Martin Laupper minutiös vorbereitetes Klosterfest vom 13. bis 15. Mai 2004.



Kloster 1677
Kloster 1914
Die Mariaburg-Madonna, Fresko auf der Stirnfront des Klosters von Kunstmaler A. M. Bächtiger, Gossau. 1936, wurde 1962 bei der Renovation weggeschlagen.


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