Die Kapuziner in Näfels
Die Kapuziner lassen sich erstmals 1535 in der Schweiz nieder. Spätestens 1589 taucht auch im Glarnerland der erste Kapuziner auf. Während 312 Jahren sind die Kapuziner eine wichtige Stütze der ganzen Gesellschaft.
Wann genau der erste Kapuziner Glarner Boden betritt, ist nicht bekannt. Mehr oder weniger regelmässig sind Kapuziner aus dem 1606 gegründeten Kloster Rapperswil als Gastprediger und Aushilfen hier anzutreffen. Doch Pater Polykarp Schwitter, der grosse Chronist des Klosters, weist darauf hin, dass bereits anfangs April 1589 Pater Ludwig, ein Sachse, ins Glarnerland reist, um an der Näfelser Fahrt zu predigen. Ohne vorherige Absprache offensichtlich, denn der Fahrtsprediger ist bereits bestimmt. Pater Ludwig macht aber trotzdem den Kreuzgang der Schlachtfeier mit und hält eine Woche später die Sonntagspredigt in der Näfelser Pfarrkirche. So gut, dass er offiziell zum Fahrtsprediger 1591 ernannt wird; diese Predigt ist jedoch nicht aktenkundig.
In Näfels von 1674 bis 1986
Dauerhaft sesshaft werden die Kapuziner in Näfels ab 1674, wo sie zunächst das «Alte Letzhaus» bewohnen, bis sie 1677 ins neue Kloster ziehen können. Zuerst zählt die Gemeinschaft sechs Patres und Brüder, später zehn. Bis zur Fertigstellung des Klosters wirken die Patres Gratian Weber, Rudolf Reding und Joseph Letter als Superiore, erster Guardian von Näfels ist in den Jahren 1680 – 1682 P. Apollinaris Büeler von Schwyz. Eine vollständige Liste aller Klostervorsteher findet sich bei P. Poykarp Schwitter, hingewiesen sei hier nur auf den 88. Guardian (1900 – 1903), P. Fortunat Kühne aus Benken, sowie den 106. Guardian (1951-54), P. Hildebert Landolt von Näfels, und dann natürlich auf die Nummern 113 und 114 in dieser Ehrengalerie, P. Gislar Schmuckli und P. Matern Stähli, beides Glarner aus Netstal. Letzterer tritt sein Amt 1972 an und hat es 1986 zum dritten Mal inne, als er zusammen mit seinem Stellvertreter P. Volkmar Sidler das Kloster in die Hände der Franziskaner übergibt.
57 Glarner Kapuziner werden bei P. Polykarp aufgelistet, als erster P. Dominikus Tschudi, der 1649, also noch vor der Gründung des Klosters Näfels in den Orden eintritt. Der letzte in dieser Liste ist Br. Werner Gallati, der 1970 zum Orden stösst und in der Folge als Missionar in den Seychellen wirkt. Hinzu kommen 35 Kapuziner aus dem Gasterland und Reichenburg. Diese Listen sind bei nächster Gelegenheit bis in die Gegenwart nachzuführen.
Was zeichnet die Kapuziner aus?
Die Kapuziner – lat. Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum, OFM Cap. – sind nach den Konventualen und den Observanten der dritte und jüngste Zweig im Ersten Orden des Franziskus von Assisi (1182-1226), ihren Namen erhalten sie wegen der charakteristischen spitzen Kapuze ihrer braunen Kutte. Gründungsziel ist die Rückkehr zum franziskanischen Ideal: buchstabengetreue Regelbeobachtung, strenge Armut und – anfänglich – Eremitenleben. Wegen ihres Engagements für die Kranken und Bedürftigen sowie bei Friedensvermittlungen gelangen sie schnell zu grosser Beliebtheit. Neben dem Apostolat wird auch die Bildungsarbeit immer wichtiger, insbesondere wegen des Verbots des Jesuitenordens (1773-1814, in der Schweiz auch zwischen 1847/48 und 1973). In der Schweiz geben die Kapuziner erstmals 1688 Schulunterricht, in Näfels ist dies zwischen 1831 und 1986.
1528 entstanden, zählt der Kapuzinerorden heute weltweit knapp 11 000 Mitglieder, an deren Spitze der Schweizer P. Mauro Jöhri als in Rom residierender Generalminister steht.
Niederlassungen in der Schweiz
Bereits 1535 entsteht im abgelegenen Tessiner Dörfchen Bigorio das erste Kapuzinerkloster in der Schweiz, dem 1565 ein nächstes in Sorengo-Lugano folgt; sie sind damals noch der Ordensprovinz Mailand angegliedert. Nördlich der Alpen wird die Innerschweiz zum Ausgangspunkt der katholischen Reform. Angeregt durch Karl Borromäus, Erzbischof von Mailand, entstehen in Altdorf (1581) und Stans (1582) die ersten Kapuzinerklöster im deutschsprachigen Raum. 1668 umfasst die Schweizer Kapuzinerprovinz mit Sitz in Luzern 60 Niederlassungen mit 732 Mitgliedern; das Elsass, Süddeutschland und das Vorarlberg gehören zur Schweizer Provinz, nicht aber das Wallis und das Tessin. Deshalb sind Zahlenvergleiche mit Vorsicht zu geniessen. 1962 erreicht die Schweizer Kapuzinerprovinz mit 820 Mitgliedern und Novizen ihren Höhepunkt. Seither setzt wegen Nachwuchsmangels ein kontinuierlicher Rückgang ein. Heute besitzen die Kapuziner in der Schweiz noch 14 Klöster und 5 Niederlassungen mit gut gezählten 200 Mitgliedern.